Mathias Stephan
- drh leipzig
- Mar 29, 2017
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Mitarbeiter des Landsportbundes im Program ”Integration durch Sport”
Reporter: Erzählen Sie etwas über das Projekt „Integration durch Sport“
Stephan: Dieses Projekt heißt „Integration durch Sport“, weil es schon ein altes Projekt ist, es existiert schon seit 1989. Das Projekt ist bundessweit vertreten, in Sachsen bereits seit 25 Jahren. Es ist an die jeweiligen Landessportkreise angegliedert und hilft Leuten mit Migrationshintergrund, sich besser zu integrieren.
Reporter: Nehmen Leipziger Vereine daran teil?
Stephan: 17 bis 20 Vereine wurden mit einbezogen. Das sind Stützpunkte, die sich intensiv mit Integration beschäftigen. Es gibt aber auch Vereine, mit denen wir kooperieren, deshalb etwa 17 bis 20.

Reporter: Wie viele Ausländer nehmen an diesem Projekt teil?
Stephan: Es gibt zwar Statistiken und Berichte, genaue Zahlen kann man jedoch nicht benennen. Die Vereine wissen nicht genau, wer Migrationshintergründe hat. Aber ich schätze, dass in den Vereinsstützpunkten 15 bis 20 % sind.
Reporter: Hat die Teilnahme an diesem Projekt den Zuwanderern im Leben geholfen?
Stephan: Ich denke ja, weil fast alle Menschen Sport machen und Sport hilft neue Kontakte zu knüpfen. Teamsport ist am besten, weil man zusammen spielen muss und die Spielregeln für den Teamsport sind international gleich, deshalb gibt es keine Probleme. Das hilft mit den Einheimischen klarzukommen und man ist selber aktiv.
Reporter: Seit wann sind sie im Projekt mit einbezogen?
Stephan: Etwas über 15 Jahre.
Reporter: Wie effektiv, ist ihre Meinung nach, dieses Projekt in Leipzig bzw. Sachsen?
Stephan: Schwer messbar. Sport ist sehr wichtig. Es gibt keine Probleme untereinander.
Reporter: Machen sie Sport?
Stephan: Ja, ich tanze.
Reporter: Wie schätzen Sie die Sportentwicklung in Leipzig/Sachsen.
Stephan: Es gibt außer diesem Projekt, Sportvereine (auch für Einheimische), in denen man sich selber betätigen kann, z.B. Fitnesscenter. Es entwickelt sich gut, viele Menschen betreiben Sport.
Reporter: Wie machen Sie die Zuwanderer auf dieses Projekt aufmerksam? Wo und wie bekommen Interessierte die Informationen zu diesem Projekt?
Stephan: Es ist nicht immer leicht. Wir versuchen unser Programm bei Partnern, wie Schulen, Interkulturelle Vereine und Vereine, die Kontakt zu Leuten mit Migrationshintergrund haben, irgendwo einzubringen. Wir haben auch mal ein Projekt mit der Caritas gehabt, wo wir, insbesondere mit Senioren, Schwimm- und Sprachkurse gemacht haben. Die Leute, die schon zur Caritas gehen, können wir leichter ansprechen. Bei den Kindern ist es sehr einfach, weil man in die Schulen gehen kann und den Kindern Informationen über unser Projekt geben kann. Die Vereine haben auch selbst Kontakte zu Ausländern. Das sind vor allem die Clubleiter. Aber es läuft viel über Mundpropaganda. Früher war es einfacher. Die Spätaussiedler gingen zu sogenannten Zentralaufnahmestellen, dort sind wir jeden Monat hingefahren und haben uns vorgestellt und dann kannten uns alle in Sachsen. Jetzt gibt es das nicht mehr und wir müssen nach anderen Methoden gucken. Zum Beispiel bei Flüchtlingen gucken wir, ob wir in die Flüchtlingslager gehen und mit den Betreibern reden. Neu ist es, das wir uns jetzt an den Kursen beteiligen und vorstellen. Wer dann zu uns kommen will, kann kommen. Wir wollen möglichst viele Kontakte aufbauen, aber es muss auch Interesse bestehen, ansonsten nützt es nichts.
Reporter: Wie hilft sportliches Engagement bei der Integration der Zuwanderer?
Stephan: Es kommt immer selbst auf die Person drauf an. Die Ausländer gucken auch nach Sportvereinen. Wir haben sehr viele Übungsleiter, die selber Migrationshintergründe haben, die sich von sich aus beteiligen, dadurch ist die Hilfe groß. Man muss aber auch selbst aktiv werden. Wenn man es selber macht, ist es sehr gut. Unter anderem, um neue Kontakte zu knüpfen und zu lernen, wie alles funktioniert, damit kann man sich viel besser einbringen und einen Arbeitsplatz finden.
Reporter: Gibt es eine Verbindung von Familie zu Sport? Macht ihre Familie auch Sport?
Stephan: Ja, aber nicht immer. Ja, bei uns gibt es auch Familienangebote, nicht nur in Kinder- und Erwachsenengruppe getrennt. Es ist kein Muss und kommt ganz auf die Familie drauf an.
Reporter: Hilft ihr Projekt den Auswanderern, besser in Deutschland klarzukommen?
Stephan: Ja, weil Sport im Grunde eine gemeinsame Sprache spricht. Man weiß, was man machen muss und dann kann man sich schneller kennenlernen, darüber hinaus auch die Gesellschaft erkunden.
Reporter: Sie haben gesagt, dass bei diesem Projekt 17 bis 20 Vereine mitmachen. Bieten diese jeweils unterschiedliche Sportarten an oder gibt es eine Sportart die in mehreren Vereinen vertreten ist?
Stephan: Mittlerweile sind es doch schon ein paar mehr Fußballvereine. Das ist die Sportart mit den meisten Mitgliedern, einfach, weil viele unterschiedliche Menschen im Team spielen. Beim Kampfsport hingegen kämpft nur einer gegen den anderen. Beim Tanzen ist es unterschiedlich. In Leipzig ist Fußball die am meisten verbreitete Sportart. Ansonsten ist es Tanzen, was vor allem Spätaussiedler machen. Wir haben auch verschiedene Kampfsportarten, da es in Leipzig besonders viele Kampfsportvereine gibt.
Reporter: Ist es schwer mit den Zuwanderern zu kommunizieren?
Stephan: Ich kann das nicht genau sagen, da ich mit den Zuwanderern nicht viel zu tun habe, das machen die Leiter in den Vereinen. Wir stehen in Kontakt zu den Vorständen der Vereine. Wir versuchen aber auch an den Menschen zu bleiben.
Reporter: Ist es für die Zuwanderer auch kostenpflichtig?
Stephan: Es werden keine Unterschiede zwischen Einheimischen und Zuwanderern gemacht, denn wir wollen nicht, dass die Zuwanderer weniger zahlen müssen. Wer genug verdient, muss auch den gesamten Beitrag bezahlen. Für Sozialbenachteiligte gibt es sicher Ausnahmen. Bei vielen ist das so, die nach Deutschland kommen, sie haben nicht viel zur Verfügung, genau, wie bei Einheimischen auch. Der Hintergrund ist, dass keine Unterschiede gemacht werden sollen. Manchmal gibt die Stadt auch Zuschüsse an die Vereine.

Reporter: Es gibt ja 17 bis 20 Vereine und wenn jetzt ein Verein mitmachen will, wendet er sich an Sie und fragt „darf ich mitmachen?“, oder wie läuft das ab?
Stephan: Im Grunde läuft es ganz unterschiedlich ab. Zum einen, kommen sie zu uns und sagen, wir haben so und so viele Leute, könnt ihr uns unterstützen? Und zum andern gehen wir aber auch zu den Vereinen, stellen uns vor und sagen was wir können. In letzter Zeit mussten wir wenig Werbung machen, weil die Vereine selbst schon Integrationsarbeit leisten. Wir kriegen vom Ministerium für Flüchtlinge die Mittel zur Verfügung gestellt.
Reporter: In welchen Altersgruppen sind die Zuwanderer?
Stephan: Im Jugend- und Erwachsenenalter sind die meisten angesiedelt. Es gibt aber alle Altersgruppen, von Neugeborenen bis zu 70/80-Jährigen.
Reporter: Danke für das interessante Gespräch.
Stephan: Bitte.
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